Das Parkhaus mitten in der Altstadt
Jonas Ehinger, 13. März 2022
Mit seinen vielen Ecken und Kanten, Traufen, Dachflächen, balkonartigen Hervorkragungen und einer auffälligen Fassade spricht das P12 eine spannende Formensprache. Der Stahlbetonbau zeigt sich im Äußeren durch den Sichtbeton und die eingehängten Waschbetonplatten. Dieser abwechslungsreiche Einsatz von Beton, welcher ursprünglich materialsichtig belassen wurde und nicht weiß und hellbraun gestrichen war, prägt die Fassade. Auf der Nordwestseite der Fassade rankt ein großes Logo und weist auf die Bergbahn hin. Mit Eternit-Dachziegeln in Naturschieferton und moderner Technik im Innenraum war man bautechnisch auf dem neusten Stand der damaligen Zeit.
Das P12, wie es heute vor Ihnen steht, sollte ursprünglich anders aussehen: erste Entwürfe des Architekturbüros Hauss und Richter wurden vom Gemeinderat mit der Bitte um mehr Anpassung an den Altstadtcharakter zurückgegeben. Die aktuelle farbliche Gestaltung entspricht ebenfalls nicht dem Originalzustand.
Anpassung an die Altstadt
Die Anpassung des Gebäudes an den Altstadtcharakter war Dreh- und Angelpunkt des Bauvorhabens. Bevor dieser Punkt nicht geklärt war, wurde die Baugenehmigung nicht erteilt. Speziell die Fassade und Dachlandschaft waren hier tragende Elemente, für welche sogar eine extra Baugenehmigung zu Beginn noch ausgenommen war.
Die auffällig aufgebrochene Dachlandschaft gliedert sich in mehrere kleine Dächer und verdeutlicht das Bemühen der optischen Einfügung des Baus in die Altstadt. Abschließend waren alle Beteiligten davon überzeugt, dass man das Parkhaus bestmöglich architektonisch integriert hatte. Ob und inwiefern dies geglückt ist, fragt man sich bis heute.
Debatten und Diskussionen
Schon in der Planungsphase (ab 1961) wurde das Bauvorhaben P12 in der regionalen Presse heftig diskutiert. Zeitungen berichten in der Bauzeit (1969–71) tagtäglich über Baufortschritte und machen das Thema unumgänglich. Die prominente Stelle in Schlossnähe war Basis für Argumentationen, sowohl der Befürworter:innen als auch der Gegenseite.
Man hatte Angst vor einem befremdlichen Betonklotz, welcher sich nicht in die Altstadt einfüge. Im Bauausschuss der Stadt Heidelberg wurde die Stelle als „neuralgisch“ beschrieben und Bürger:innen hatten Angst vor weiteren baulichen Eingriffen in die geliebte Altstadt. Um Platz für das P12 zu schaffen, wurden im Zuge der Altstadtsanierung diverse Häuser abgerissen. Der Altstadtrat Professor Hoepke fand öffentlich sehr kritische Worte. Sein Resümee: Das Parkhaus wäre und bliebe ein „Fremdkörper“ in der Altstadt.
Triumph des P12
Die Parksituation in der Altstadt galt als große Misere. Oberbürgermeister Zundel verwies hierauf mehrfach und die Notwendigkeit neuer Parkplätze war offensichtlich. Man versprach sich eine signifikante städtebauliche Verbesserung durch das Parkhaus und seine damaligen 280 Parkplätze brachten diese auch – sogar die Gegenseite musste dies eingestehen. Nach zweijähriger Bauzeit fand die offizielle Eröffnung im August 1971 statt.
Ausblick
Nach über 40 Jahren wurde das Gebäude für elf Monate bis November 2015 im Geburtstagsjubiläumsjahr der Bergbahn saniert. Zukünftig werden das P12 Fragen der Instandhaltung und des Denkmalschutzes beschäftigen: 2021 wurde die zweitälteste Filiale Deutschlands der Bauhaus-Kette in der Kurfürsten-Anlage abgerissenen und auch der sogenannte Menglerbau, Heidelbergs erstes Wohnhochhaus (fertiggestellt 1961) unweit des Bismarckplatzes, steht seit Jahren zur Disposition. Es bleibt zu hoffen, dass das P12 von einem derartigen Schicksal verschont bleibt.
Literatur
- Rhein-Neckar-Zeitung: Ohne Stellplätze keine Baugenehmigung (03.08.1965).
- Rhein-Neckar-Zeitung: Park-Wohnhaus am Kornmarkt? (19.03.1966).
- Rhein-Neckar-Zeitung: Parkhaus Kornmarkt kein plumper Betonklotz (30.03.1967).
- Rhein-Neckar-Zeitung: Den Kornmarkt kriegen wir fein hin (27.03.1968).
- Rhein-Neckar-Zeitung: „Ein Fremdkörper in der Altstadt“ (24.08.1971).
- Rhein-Neckar-Zeitung: 284 Einstellplätze entlasten Altstadt (28.08.1971).