Altstadt, Uraltstadt und Sanierung

Jennifer Petzold, 13. März 2022

Das pulsierende Herz der Stadt Heidelberg, die historische Altstadt, besticht durch ihren Bestand an einzigartigen Bauten und dem besonderen Zusammenklang aus Architektur und Landschaft. Auf mittelalterlichem Grundriss thronend, beherbergt die barocke Altstadt, mit ihren Altbauten und verwunschenen schmalen Gassen, weltberühmte Sehenswürdigkeiten und bedeutende Baudenkmäler, die jährlich Millionen von Besucher:innen anziehen. Doch wie fügt sich das P12 in das Gesamtbild der Altstadt ein?

Die Altstadt

Die Heidelberger Altstadt. © IEK Steffen Fuchs, 2022

Gelegen am südlichen Ufer des Neckars, fungiert die Altstadt als Dreh- und Angelpunkt der Stadt Heidelberg. Ihre Struktur entstand im Mittelalter und im 16. und 17. Jahrhundert, nach der Zerstörung im pfälzischen Erbfolgekrieg in den Jahren 1689 und 1693, weiterentwickelt. Die gegebenen geographischen Bedingungen führten dazu, dass eine Umformung des Stadtgrundrisses im Sinne der barocken Vorliebe für Regelmaß und Repräsentation unmöglich war und keine Detailkorrekturen vorgenommen wurden. Daher blieb die mittelalterliche Parzellierung weitgehend erhalten und Neubauten wurden zumeist ohne größeren Aufwand errichtet.

Die Erhaltung und Pflege des vielfältigen Ensembles der Altstadt erweist sich bis heute als eine komplexe Gemeinschaftsaufgabe. Die Förderung bedarf öffentlicher Finanzmittel und wird von verschiedenen Institutionen, wie dem Amt für Baurecht und Denkmalschutz, dem Amt für Gewerbeaufsicht und Energie sowie den zuständigen Planer:innen, kontrolliert und vorbereitet.

Die Uraltstadt

Alte Universität, ©IEK Steffen Fuchs, 2022

Die seit dem späten 12. Jahrhundert nachweisbare Uraltstadt oder Kernaltstadt, bildet den ältesten Teil der Stadt. Zwischen Universitätsplatz und Plankengasse beherbergt die Uraltstadt einige bedeutende private und öffentliche Bauten, wie die Alte Universität, das Rischerhaus, die Hofapotheke und das Karlstor. Daher stehen in diesem Bereich sämtliche Gebäude unter Denkmalschutz und werden unter Berücksichtigung der denkmalpflegerischen Maxime instandgehalten.

Entlang der Fußgängerstraßen (Haupt- und Untere Straße) finden sich architektonische Fixpunkte wie die von Kurfürst Karl Theodor erbaute Alte Brücke. Eines der wenigen Gebäude der Stadt, die den Erbfolgekrieg überstanden haben, ist das Haus „Zum Ritter“ mit seiner prächtigen Renaissancefassade. Den Altstadtcharakter prägt der seit dem 13. Jahrhundert als Zentrum nachweisbare Marktplatz. Als einer der ältesten Plätze der Stadt beherbergt er im Osten das Rathaus, im Zentrum den Herkulesbrunnen und im Westen die Heiliggeistkirche

Direkt an der Bergbahn und in unmittelbarer Schlossnähe befindet sich das öffentliche Parkhaus P12. Stilistisch versucht sich das Parkhaus an der Gestaltung der für das Gesamtbild prägenden Bürgerhäuser zu orientieren und sich somit dem Stadtbild zu fügen. Trotz der großen Bemühungen der Architekten während der Planungsphase, das Bauwerk möglichst dem Altstadtcharakter und der Mannigfaltigkeit der Dachlandschaft anzupassen, wird die Ästhetik des P12 bis heute diskutiert. Gebäude wie das P12 erinnern an die vielschichtige Komplexität des urbanen Raums und die Bedürfnisse der Menschen einer Stadt.

Die Altstadtsanierung

1972 startete der damalige Bürgermeister Reinhold Zundel die umfassende und höchst umstrittene Sanierung der Altstadt. Die Sanierung startete mit der Auslagerung des Verkehrs aus der Hauptstraße. Mit über 1,6 Kilometern Länge entsteht die längste Fußgängerzone Deutschlands. Es handelte sich um ein Großbauprojekt: So wurden Gebäude abgerissen, die man damals als nicht erhaltungswürdig befand. Genauso wurden aber auch Bauten rekonstruiert, um besonders für den Tourismus ein attraktives, altertümliches Stadtbild zu erschaffen. Außerdem wurden Bauten restauriert, wie zum Beispiel die 1903 erbaute Stadthalle, die den Historismus mit Einflüssen des Jugendstils verbindet, welche 1979 als Kongresshaus wiedereröffnet wurde.

Theater Neubau ©IEK Steffen Fuchs, 2022

Besonders in den 2000ern verändert die Stadt dann erneut ihr Gesicht: 2003 werden die Stadtteilgrenzen neu geordnet. 2008 trifft der Gemeinderat den Grundsatzbeschluss für das Projekt „Stadt an den Fluss“ inklusive Neckarufertunnel sowie der Neugestaltung der Neckarpromenade. Zwei Jahre später votiert ein Bürgerentscheid gegen den Ausbau der Stadthalle zum Kongresszentrum; es eröffnet das „Haus der Astronomie“ auf dem Königstuhl. 2012 feiert das Heidelberger Theater nach vierjähriger Planungs-, Sanierung- und Bauzeit seine Neueröffnung. Noch im selben Jahr eröffnet das Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma als bedeutender Ort der Begegnung und des Dialogs mitten in der Heidelberger Altstadt. Es folgt die Aufbesserung der Hauptstraße mit der Sanierung des Pflasterbelags und der Installation neuer Lampen und Bänke. Auf dem Kornmarkt wird das Palais Graimberg 2014 schließlich nach knapp anderthalbjähriger Sanierung eingeweiht. Der Theaterplatz wird 2020 mit 170 Quadratmeter Pflanzfläche, einem runden Brunnen und zahlreichen Sitzmöglichkeiten bestückt.

Es zeigt sich, dass die Ziele einer Altstadtsanierung heute anders gelagert sind: Ein großzügiges Abreißen alter Bausubstanz zu Gunsten der Neuerrichtung einer historisch anmutenden Architektur findet nicht direkt Konsens (doch auch dafür finden sich Beispiele, man denke nur etwa an die Neue Frankfurter Altstadt auf dem Römerberg). Genauso wenig geht es um die Konservierung einzelner Objekte als steriles Erinnerungsgut, sondern auch um die Bewahrung als lebensfähiges Gefüge. Architektonisch zählen dazu mittlerweile auch die 1970er bis 1990er Jahre und damit auch ein Gebäude wie das P12. Die geschichtsträchtige Stadt wird als lebendiger Organismus begriffen und fortgeschrieben.


Literatur

  • Decken-Sachs, Brita von der: Der Kornmarkt in Heidelberg (Veröffentlichungen zur Heidelberger Altstadt, 17). Heidelberg 1983.
  • Riedl, Peter Anselm: Denkmalpflege als Gemeinschaftsaufgabe. Zum Problem der Regenerierung der Heidelberger Altstadt, in: Der Heidelberger Portländer, Nr. 3 Heidelberg (1971).
  • Riedl, Peter Anselm: Heidelberger Altstadt, in: Die Kunst unsere Städte zu erhalten, hrsg. vom Arbeitskreis Städtebauliche Denkmalpflege der Fritz Thyssen Stiftung. Stuttgart 1976.
  • Riedl, Peter Anselm: Heidelbergs Altstadt. Gestalt, profane Bauwerke, denkmalpflegerische Probleme, in: Heidelberg – Geschichte und Gestalt, hrsg. von Elmar Mittler. Heidelberg 1996.
  • Stadt Heidelberg: Chronik Heidelberg-Altstadt, Stand: März 2022 <https://www.heidelberg.de/hd/HD/Leben/Altstadt+_+Chronik.html> (13.03.2022).
  • Stadt Heidelberg: Ein wichtiges Baudenkmal erstrahlt im neuem Glanz, Stand: März 2022 <https://www.heidelberg.de/524693.html> (13.03.2022).